Das Bienenjahr
Eine Imkerei ist sehr wetterabhängig. Die Bienenvölker stehen das ganze Jahr in der Natur und sind dem Witterungsverlauf extrem ausgesetzt. Das Bienenjahr beginnt nach der erfolgten Honigernte im August mit der Erzeugung der Winterbienen. Die Völker werden nach der Honigernste erstmals gefüttert um möglichst viel Brut und damit Winterbienen zu erzeugen. Die Fütterungen erfolgen in mehreren Futtergaben um noch genug Platz auf Waben für die Entwicklung der bis zum Frühjahr benötigten neuen Bienen zu ermöglichen. Anfang September werden sämtliche Völker auf den erforderlichen Futtervorrat von ca. 25kg überprüft und dabei auch der Zustand der Völker geachtet. Es muss z.B. ausreichend Brut und natürlich eine Königin vorhanden sein. Bis Mitte September werden die Völker dann aufgefüttert.
Der Futtervorrat muss bis zur einsetzenden Frühlingsblüte ausreichen. Hier sollte ein Vorrat von mindestens 5 bis 10 kg vorhanden sein. Dieser Vorrat verbleibt den Völkern in dem sogenannten Brutraum bis zum Ende der Honigernte. Die Honigernte beginnt Ende Mai / Anfang Juni mit dem Frühlingsblütenhonig und Rapshonig. Falls es Honig aus der Sommerblüte gibt, dann wieder Ende Juni, bei Waldhonig erst Anfang Juli bis ggf. Anfang August.
Seit 2013 wurden nur maximal durchschnittliche Honigernten erzielt. Das lag zum Teil an der Witterung, aber auch an sehr großen Völkerverlusten in den Wintern 2012/2013 und besonders 2014/2015. Die deutschen Imker mussten im Frühjahr 2015 feststellen, dass über 40% der Bienenvölker tot waren. In Mecklenburg-Vorpommern sogar über 80% Verlust der Bienenvölker. Der Bestand an Bienenvölkern musste durch erhebliche Anstrengungen unter entsprechenden Kosten ausgeglichen werden.
Eine Unterstützung seitens der EU oder der Bundes- oder Landesregierung erfolgt in solchen Fällen nicht. Wir Imker haben eben keine Lobby. Das sieht leider bei den finanziell geförderten landwirtschaftlichen Großbetrieben anders aus. Erst wird die Errichtung großer Stallungen z.B. in der Milchwirtschaft massiv gefördert und bei geringerem Absatz (Wegfall des chinesischen und russischen Marktes), Zuschüsse für die Absatzverluste gezahlt. Sicher für diese betroffenen Betriebe lebenswichtig, aber notwendig? Ich denke ein falscher Weg. Mein Betrieb ist als eine Berufsimkerei noch überschaubar, ein Ein-Mann-Betrieb, wobei ich das volle Risiko selbst tragen muss, wie gesagt ohne jegliche Zuschüsse.
Es gibt aber auch positives. Durch Förderprogramme erfolgte die Einsaat von Randstreifen der Kornfelder, unwirtschaftlich zu beackernden Flächen und kleinen Feldern mit Blumenmischungen wie z.B. Phazelia, Buchweizen, Sonnenblumen und weiteren Blütenpflanzen. Ein Prestigeprogramm für die Landwirtschaft und zur Beruhigung der Imker. Leider erfolgte die Aussaat erst Ende Mai durch Folge der zeitraubenden Genehmigungsverfahren. Eine Nutzung durch die Bienen war dadurch erst nach der Honigernte möglich. Allerdings war die Versorgung mit Blütenpollen bis zum Oktober ideal.
Die Honigernte in 2015 war für die verbliebenen Völker zwar überdurchschnittlich, gemessen aber an den eingewinterten Bienenvölkern weit unter Durchschnitt. Folge war seit 2013, dass mein Vorrat an Frühjahrshonig, Rapshonig und Sommerblüte ca. Anfang Mai ausverkauft war. So auch in diesem Jahr.
Die Honigernte 2016 lief bei den Imkern sehr unterschiedlich. Viele Kollegen haben keinen, oder nur sehr geringe Mengen an Honig geerntet. Ich konnte mich über eine recht gute Honigernte von Frühlingsblüte und Rapshonig freuen. Endlich das lang ersehnte Honigjahr?
Leider wurde durch die starken Regenfälle im Juni die Sommerblüte zerstört. Die Sommerlinde blühte, die Bienen sammelten Nektar, alles schien wie in jedem Jahr. Scheinbar alles gut. Aber bei der Völkerkontrolle die Ernüchterung, kein frischer Honig in den unbebrüteten Honigwaben. Noch schlimmer, auch die Vorräte im Brutraum der Völker waren entweder vollständig verbraucht, oder nur noch geringfügig vorhanden. Jetzt war Not am Mann. Es erfolgten Notfütterungen um das Überleben der Völker zu sichern. Ich hatte Glück im Unglück. Vielen Imkern, die diese Notwendigkeit nicht bemerkt hatten, haben viele Bienenvölker verloren, verhungert im Sommer.
Erst im Juli waren die Völker über dem Berg, es wurde noch etwas Sommerhonig eingelagert und konnte geerntet werden. An Wald- oder Fichtenhonig war bei uns nicht mehr zu denken. Die Wetterkapriolen (Starkregen und anschließende Trockenheit) waren die Ursache.
Für diese nicht üblichen, aber lebensnotwendigen Notfütterungen wurden nicht geplante Futterkosten erforderlich. Im Vergleich zu den geplanten Futterkosten wurde zusätzlich 30% mehr Futter als üblich verbraucht.
Durch die vergleichsweisen langen Wärmeperioden vom Frühjahr bis Herbst 2016 mit Temperaturrekordwerten konnten sich neben den Bienen leider auch die bundesweit in allen Völkern vorhanden Schädlinge vermehren. Bereits im September waren die ersten Völker zwar vollständig mit Winterfutter versorgt, aber auch schon die ersten Völker ohne Bienen, so etwas hatte ich in den letzten 40 Jahren noch nicht erlebt. Zum April 2017 verzeichneten fast alle Imkereien bundesweit einen Völkerverlust von 50%. Die Ursachen hierfür sind im Klimawechsel und der damit höheren Belastung mit Parsiten in den Bienenvölkern, aber auch in den immer noch befindlichen systemischen Unkrautvernichtungsmitteln der Landwirtschaft zu finden, die den Orientierungssinn der Bienen derart beeinflussen, dass die Bienen nach ihrer Bestäubungstätigkeit den Standort des Bienenvolkes nicht finden. Dieses führt zu erheblichen Verlusten der Flugbienen mit der Folge, dass die Bestäubunsleistung erhelblich sinkt und damit auch die Honigmenge. Gerade ältere Imker werden nach diesen Katastrophenjahren keine Bienen mehr halten. Für die deutsche Imkerschaft bedeutet das Jahr 2017 ein erneutes Aufbaujahr der Völkerbestände, wie bereits in 2015 mit erhelblichen Arbeitsbelastungen und Kosten. Auch hier erfährt die Imkerschaft keine finazielle Unterstützung für die zu sehr unterschätzte Bestäubungstätigkeit ihrer Bienen. Vielleicht werden Sie ja beobachten können, dass vielerorts keine Bienen in den Obstbäumen zu finden sind. Wir hoffen aber auf ein endlich besseres Bienenjahr. Ob der Temperaturrekord für den März 2017 seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1881 wirklich ein guter Vorbote für die Bienen ist, bleibt abzuwarten.
Solche Extrembedingungen mit geringen Honigernten seit 2013 schlagen natürlich auf den Honigmarkt und auch auf den Honigpreis durch. Nach etlichen Jahren eines stabilen Honigpreises mussten in 2013 die Preise erstmals erhöht werden. In diesem Jahr nochmals, aber im Vergleich zu den Kosten sehr moderat. Es gibt in diesem Jahr keine Überschussmengen an Honig. Die großen Honighändler für deutschen Honig haben echte Probleme, die erforderlichen Mengen bei den Imkern einzukaufen. Die Folge sind jetzt schon sehr hohe Preise für Kiloware, die die Imker erhalten, die auf diese Aufkäufer angewiesen sind um das Winterfutter zu bezahlen. Sie werden vielleicht bei den Lebensmittelhändlern beobachtet haben, dass es auch dort Preiserhöhungen gab, und es werden weitere folgen.
Als regionaler Selbstvermarkter bin ich von Honigaufkäufern unabhängig. Über diese Vertriebsschiene wird kein Honig verkauft, allerdings auch kein Honig von Imkern zugekauft. Das bedeutet allerdings, dass einige Honigsorten in Kürze ausverkauft sind, aber ich stehe zu der Entscheidung, ausschließlich eigenen regionalen Qualitätshonig direkt zu vermarkten. Unser Honig war seit 2014 stets Anfang Mai ausverkauft. Das ist ein sicheres Zeichen, dass ich nur Honig aus der jeweils aktuellen Ernte anbiete. Das ist, so finde ich, ein einzigartiger Qualitätsstandard für eine mittelständische Imkerei. Und zu der Preisgestaltung brauche ich keine Sorgen haben. Qualität in dieser Form ist äußerst selten. Und im Vergleich zu größeren Berufsimkern liegt mein aktueller Honigpreis immer noch um ca. 70 Cent für ein 500g Glas unter diesen Betrieben.
Auch mit der Leergutrückgabe brauchen wir keinen Vergleich scheuen. Auf unseren Gläsern des DIB-Imkerbundes steht nicht der Hinweis „Pfandfreies Mehrwegglas“.
Durch den Vertrieb über den regionalen Einzelhandel ist bereits ein neues 240g Twist-Off-Honigglas mit sehr ansprechendem eigenem Etikett erfolgreich eingeführt worden.
Nach Verbrauch des Honigetikettenbestandes für die 500g DIB-Honiggläser wird schrittweise ebenfalls ein neues 500g Twist-Off-Honigglas mit dem neuen Etikett eingeführt.
Leider ist die Rückgabe in den Einzelhandelsgeschäften nicht möglich. Auch wenn auf den Qualitäts- und Frischesiegeln der neuen Gläser der Vermerk „Pfandfreies Mehrwegglas“ eingedruckt ist, werden diese Gläser selbstverständlich auf dem Wochenmarktstand in Höxter an Samstagen oder an dem Betriebssitz der Weserberglandimkerei in Höxter-Bruchhausen zurück genommen.
Wir leben für die Nachhaltigkeit. Unser Betrieb verwendet Pfandgläser und vergüten diese bei der Rückgabe. Das gilt insbesondere bei dem Honigversand. Hier wird für die Originalkartonage, gefüllt mit unseren Honiggläsern eine lukrative Rückgabeprämie gezahlt. Der Karton und die Gläser sind eben nur Rohstoffe, aber diese werden der Wiederverwendung zugeführt. Viele Kunden nutzen dieses System seit Jahren erfolgreich.
Bilder der Honigernte
Völker auf einem Waldstand vor der Honigernte.
Die Honigernte beginnt...kurz nach einem Regenschauer...geht es weiter.
Vollreifer Honig, Honigwaben vollständig mit einer Wachsschicht verdeckelt.
Die Wachsschicht auf den Zelen der Wabe muss nun entfernt werden.
Bis hier reine Handarbeit.
Die Honigschleuder mit Siebbehälter, die erste Maschine bei der Honigschleuderung.
Die Honigwaben zur Schleuderung in der Honigschleuder.
Die Honigscheuder im Betrieb. Es dreht sich alles um den Honig.
Der Honig fließt aus der Honigschleuder in den Siebbehälter.
Der geerntete Honig im Zwischenlager mit Kennzeichnung der Charge zur Weiterbearbeitung,
bis die Abfüllung des Honigs in Gläser erfolgen kann.
Aber bis dahin sind noch einige Bearbeitungsstufen nötig.
Aber es gibt auch nicht so idyllische Bilder, Orkan "Friederike" vom 18.01.2018, Naturgewalt pur:
Von Windwurf verschütteter Bienenstand nach Räumung der starken Fichtenstämme.
Völlig zerstört, 13 Völker tot, ein schwerer Schlag.
Chaos nach dem Orkan.
Nichts steht mehr.
Eigenlich stabil, und dennoch zu hart von den umgestürzten Fichten getroffen.
Nach den ersten Aufräumarbeiten provisorisch aufgebaut.
Zwei von etlichen Fichtenbeständen total zerstört.
Kümmerliche Reste, nicht so schöne Aussichten auf unseren Fichtenhonig.